Aus der Krise lernen.
Als “Held*innen des Alltags” werden sie bezeichnet, die Kassier*innen, Lehrer*innen, Pfleger*innen, die unser System in der Krise aufrechterhalten. Lob und Dank prasseln auf die sonst nicht so hoch geschätzten Arbeitskräfte ein. Doch wie erleben sie die Krise? Wie hat sich ihr Arbeitsalltag verändert und wie geht es ihnen dabei? Wir machen Stimmen aus dem Alltag sichtbar.
Monika Halbeisen
* 1985, Volksschullehrerin
Dass sie einmal Volksschullehrerin werden würde, hätte Monika Halbeisen in ihrer Jugend nicht gedacht. Eine Kriminalpsychologin wollte sie sein, der Vorarlberger Reinhard Haller war ihr Vorbild. In einer Beratung entdeckte sie jedoch das Berufsbild der Lehrer*in für sich – und kann sich heute nichts anderes mehr vorstellen.
Monika ist immer gern zur Schule gegangen. Ihre erste Volksschullehrerin war Schwester Eva-Maria, eine Klosterschwester, in die sie sich “verliebt” hatte. Das Lernen war ihr wichtig und ging ihr meist leicht von der Hand. Zur Schule zu gehen war ihr keine Buße.
Das hat sich auch in der Rolle der Lehrerin nicht geändert: Jeden Tag freut sie sich, ihre Klasse zu treffen, freut sich auf die Kinder, auch nach den langen Sommerferien. Bis heute hat sie nie an ihrem Beruf gezweifelt, auch wenn Klassen schwierig sein können.
Die Coronakrise hat ihren Arbeitsalltag komplett verändert. Vor Ort ist sie nicht mehr, denn in ihrer Schule ist kein Betreuungsbedarf vorhanden. Das Lernen hält sie nun von zu Hause aus aufrecht.
Alltag in der Krise
Als in den Nachrichten bekannt wurde, dass die Schulen der Oberstufe und bald auch der Unterstufe geschlossen werden würden, hat Monika vorgearbeitet. Schon am Freitag vor den Ausgangssperren hatte sie Unterrichtsmaterial bis zu Ostern hin vorbereitet, teils in Nachtschichten erarbeitet. Ihre Schüler*innen sind nun mit Arbeitsblättern und Übungsmaterial für jeweils ca. zwei Stunden am Tag versorgt. Monika ist mit ihnen in Kontakt, über Internet und Telefon, steht für Fragen zur Verfügung, erstellt Lernvideos, wo es nötig ist und ist auch erste Ansprechperson für die Eltern. Kontakt zu halten und für ihre Klasse da zu sein, ist ihr sehr wichtig.
Trotzdem vermisst sie es, vor Ort zu unterrichten. Sie vermisst es, sich direkt mit den Kindern auszutauschen und mit ihnen zu arbeiten. Vier Jahre betreut Monika ihre jetzige Klasse schon und in diesen vier Jahren sind sie zusammengewachsen.
Ich kenne die Kinder, die Kinder kennen mich.
Sie wissen, was mich verrückt macht
erzählt die Lehrerin mit einem Lachen.
Zeit für ein Umdenken
Monika freut sich auf den Tag, an dem die Beschränkungen gelockert werden. Ihre große Hoffnung ist, dass die Menschen aus der Krise lernen. Schon jetzt sieht sie positive Entwicklungen: Die Natur hat Zeit sich zu erholen. Firmen erkennen, das Homeoffice funktionieren kann. Die Menschen halten zusammen, gründen Netzwerke, um sich gegenseitig zu helfen, füreinander einzukaufen und da zu sein. Es ist die Zeit der Solidarität, des Zusammenhaltens. Und das soll uns auch nach Corona bleiben.
(Andrea Schwarzmann)