Perspektiven in Zeiten der Krise.

Die Welt steht still. Was kann Kultur in einer globalen Krisensituation leisten? 

Sie kann stützen, motivieren, Impulse liefern, Perspektiven zeigen. 

Rosen gegen Gewalt

Rosen gegen Gewalt

Es ist nicht egal, wie eine Gesellschaft mit Geburt umgeht. Je nachdem was während einer Geburt geschieht, werden grundlegenden Menschenrechte bewahrt oder verletzt. Sowohl die Gebärende als auch das Kind haben verbriefte Rechte, deren Grundlagen in zahlreichen internationalen Menschenrechtabkommen wie der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert sind.

Aber wie werden diese Rechte verletzt? In unserer Ausstellung geburtskultur. vom gebären und geboren werden zeigen wir einige Aktionen, die gegen Gewalt in der Geburtshilfe vorgehen.

Ein Blogbeitrag im Rahmen der Aktion
16 Tage gegen Gewalt an Frauen, unterstützt von Birth Cultures.

 

Rosen gegen Gewalt
2011 initiiert von Geburtsaktivistin Jesusa Ricoy

Roses Revolution, Flyer.

Roses Revolution, Flyer.

Gewalt in der Geburtshilfe ist noch immer ein Tabu. Allerdings rückt das Thema zunehmend ins Bewusstsein, seit die WHO die Beseitigung der Missstände zu einem ihrer Schwerpunktthemen gemacht hat. Viele Frauen erleben Geringschätzung und Misshandlung während ihrer Geburt. Frauen haben aber das Recht auf den bestmöglichen Gesundheitsstandard. Dies beinhaltet auch das Recht auf eine würdevolle und wertschätzende Gesundheitsversorgung und auf eine entsprechende Begleitung der Geburt.

2011 hat die spanische Geburtsaktivistin Jesusa Ricoy die Roses Revolution ins Leben gerufen. Die weltweite Aktion gegen Respektlosigkeit und Gewalt in der Geburtshilfe findet am 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, statt. An diesem Tag werden Betroffene aktiv: Dort, wo sie Gewalt während der Geburt, in der Schwangerschaft oder im Wochenbett erlebten, legen sie einen Brief und eine Rose nieder als Zeichen für eine würdevolle Geburtsbegleitung. 2018 wurden 25 Prozent aller geburtshilflichen Institutionen in Deutschland mit Rosen bedacht.

 

Save the Girl Child
2012 initiiert von Gynäkologe Ganeh Rakhi

Kampagne "Save Girl, Save Family", Pune, Indien, Foto: Raveendraan / AFP

Kampagne "Save Girl, Save Family", Pune, Indien, Foto: Raveendraan / AFP

Mädchen „rentieren“ sich nicht - das scheint eine Vorstellung zu sein, die es zum Beispiel in Indien gibt. Gegen diesen “Makel”, eine Frau zu sein, geht der indische Gynäkologe Ganeh Rakhi vor. 2012 startete er die Initiative „Save the Girl Child“. Damit wollte er die Abtreibung von weiblichen Föten verhindern, die in Indien trotz des Verbots aus dem Jahr 1994 immer noch gängige Praxis ist. Deshalb bot er Gratisgeburten für weibliche Babys an. Und deshalb wurde er auch öffentlich angefeindet. Die Organisation „Women’s Rights Without Frontiers” (Frauenrechte ohne Grenzen) führt die indische Kampagne heute weiter.

Auch in China „fehlen“ durch die Jahrzehnte lange Ein-Kind-Politik heute 30 bis 40 Millionen Frauen. Das hat verheerende gesellschaftspolitische Folgen.

Every Mother Counts
2010 initiiert von Topmodel Christy Turlington

No Woman, No Cry | Trailer | Christy Turlington | 2010

Auch Topmodels bekommen Kinder. Und nicht immer geht alles nach Plan. Nach Komplikationen bei der Geburt ihrer Tochter wurde Christy Turlington bewusst, dass nicht jede Frau die Hilfe bekommt, die sie braucht.

Im Dokumentarfilm „No woman, no cry“ zeigte sie auf, dass jedes Jahr auf der ganzen Welt hunderttausende Frauen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt sterben, weil sie keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. 2010 gründete Turlington die Organisation „Every Mother Counts“. Seither entstehen weltweit Gesundheitsprogramme: Sie ermöglichen vielen Frauen Zugang zu „qualitätsvoller, respektvoller und gerechter Mutterschaftsfürsorge“.

16 Tage gegen Gewalt an Frauen. Diesen Schwerpunkt setzt das Frauenmuseum Hittisau im Rahmen der UN-Kampagne "Orange the World", die von 25. November bis 10. Dezember läuft. Eine besondere Form der Gewalt, die vor allem Frauen betrifft, ist die Gewalt in der Geburtshilfe.

Text: Stefania Pitscheider Soraperra

Images:

Titelbild: Jesusa Ricoy. La Voz De Galicia. Online unter: https://www.lavozdegalicia.es/noticia/barbanza/noia/2019/02/24/noiesa-lleva-feminismo-partos/0003_201902ULTIMA_LOC_F3991.htm#

Roses Revolution, Flyer

Kampagne "Save Girl, Save Family", Pune, Indien, Foto: Raveendraan / AFP

Video: Trailer zum Film “No Woman, no Cry”. https://www.youtube.com/watch?v=8F6hngJFGOk

Das Unreine zulassen

Das Unreine zulassen

16 Tage gegen Gewalt an Frauen

16 Tage gegen Gewalt an Frauen