Perspektiven in Zeiten der Krise.

Die Welt steht still. Was kann Kultur in einer globalen Krisensituation leisten? 

Sie kann stützen, motivieren, Impulse liefern, Perspektiven zeigen. 

Gegen das Vergessen.

Gegen das Vergessen.

Mary Jane Seacole
1805-1881, Krankenpflegerin

Warum ist Mary Seacole kaum bekannt? Anders als ihre Zeitgenossin Florence Nightingale ist sie kaum jemandem ein Begriff, obwohl sie zeitgleich auf der Krim tätig war. Ist es, weil sie eine farbige Frau war?

Sie war halb Jamaikanerin, halb Schottin. Durch ihre Mutter wurde Mary schon früh mit der Pflege vertraut. Diese verfügte über gute Kenntnisse in traditioneller Medizin und führte eine Pension für invalide Soldaten in Kingston/Jamaica. Mary Seacoles Vater, ein Schotte, war einer der Soldaten.

Auf ihren Reisen durch die Karibik, Zentralamerika und Großbritannien ergänzte Mary Seacole ihr Wissen mit medizinischen Ideen aus Europa. Als 1854 der Krimkrieg ausbrach, beschloss Seacole, nach England zu reisen und der britischen Armee ihre Dienste als Krankenschwester anzubieten. Sie bat um eine Versetzung auf die Krim. Der Krim-Krieg war zu dieser Zeit schon bekannt für die katastrophalen Zustände, die in den Krankenlagern der Soldaten herrschten.  

Die britische Regierung lehnte ihr Angebot ab. Mary ließ sich nicht entmutigen. Sie reiste auf eigene Kosten nach Balaklawa und errichtete dort – zwischen dem Hafen und dem englischem Lager – das British Hotel. Das Hotel war Unterkunft, Verpflegungsort und Ausgangspunkt für die Pflege erkrankter oder verwundeter Soldaten. Seacole ging aber auch hinaus zu den Schlachtfeldern, um Verwundete zu versorgen. Bald wurde sie „Mother Seacole“ genannt.

Ich vertraue darauf, dass England eine [Frau] nicht vergessen wird, die seine Kranken pflegte und seine Verwundeten suchte, um ihnen zu helfen und sie zu unterstützen und einigen seiner berühmten Toten die letzte Ehre erwies.

Sir William Howard Russell, Korrespondent der Times (1857)


Ihr Einsatz auf der Krim war erfolgreich. Nach dem Krieg ging es für sie wirtschaftlich bergab. Sie kehrte in schlechter gesundheitlicher Verfassung nach England zurück. Obwohl sie zu Lebzeiten sehr bekannt war, wurde sie nach ihrem Tod 1881 rasch vergessen.    

Ausstellung im Frauenmuseum Hittisau 2018: PFLEGE DAS LEBEN Betreuung. Pflege. Sorgekultur.

Ausstellung im Frauenmuseum Hittisau 2018: PFLEGE DAS LEBEN Betreuung. Pflege. Sorgekultur.

Erst 2016 erhielt der Künstler Martin Jennings den Auftrag, eine Statue zu Ehren der jamaikanischen Krankenschwester zu gestalten. Zehntausende Menschen spendeten dafür. Schließlich konnte das drei Meter hohe Denkmal vor dem St. Thomas Krankenhaus in London errichtet werden –  jedoch mit vielen Kontroversen.

Sie sei nur Marketenderin gewesen und habe keine Reformen durchgesetzt, so der Vorwurf. Mary Seacole wurde zur Gegenfigur von Florence Nightingale stilisiert. Eine Konfrontation zwischen den beiden Frauen hat es jedoch nie gegeben. Wenn überhaupt, kannten sie einander nur flüchtig. Mary Seacole tat, was sie tun konnte. Sie arbeitete unermüdlich, um Schmerzen zu lindern, auf eigene Faust und auf eigene Kosten. Sie sah, was geschah und wendete den Blick nicht ab. Ihr Beitrag waren viele kleine Beiträge. Und sie ist Inspirationsquelle für viele Menschen.  

Sie hat ihren Platz in der Geschichte. Oder um es mit den Worten von Sir Howard Russel, Korrespondent der Times, zu sagen: „Ich vertraue darauf, dass England eine [Frau] nicht vergessen wird, die seine Kranken pflegte und seine Verwundeten suchte, um ihnen zu helfen und sie zu unterstützen und einigen seiner berühmten Toten die letzte Ehre erwies.“

Text: Andrea Schwarzmann

Images © http://jamaica-gleaner.com/article/news/20141121/mary-seacole-0
© Frauenmuseum Hittisau Ines Agostinelli



Expertin für Geburtenkontrolle.

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