Aufwachen und Verändern.
Greta Thunberg
*2003, Klimaschutzaktivistin
Wer hat die Kraft etwas zu verändern? Und wie groß muss die Kraft sein?
Manchmal genügt ein Kieselstein, um eine ganze Lawine ins Rollen zu bringen.
Bei Greta Thunberg war dieser Kieselstein ein Video von plastiküberschwemmten Ozeanen, das sie in der Schule gesehen hatte. Der Klimawandel und seine Folgen ließen die heute 17-jährige Klimaschutzaktivistin aus Schweden nicht mehr los. Sie las alles dazu, was sie finden konnte, auch nachdem ihre Mitschüler*innen das Thema schon längst wieder vergessen hatten.
“I felt very alone that I was the only one who seemed to be worried about this ... Everyone else could just continue with their lives as usual, and I couldn’t do that”, beschreibt sie in einem Interview mit Stephen Rodrick für das Magazin Rolling Stone.
Eine Bewegung entsteht
Im August 2018 begann sie zum ersten Mal mit dem "Skolstrejk för klimatet", dem Schulstreik fürs Klima. Auf dem Fahrrad fuhr sie gemeinsam mit ihrem Vater zum Schwedischen Parlament und hielt ein selbstgemachtes Schild hoch. Sie war allein und teilte Bilder von sich auf Instagram. Auf Twitter beschrieb sie sich selbst mit folgenden Worten:
Because you grown-ups don’t give a damn about
my future, neither do I. My name is Greta, I am in ninth grade, and I am going on strike from school for the climate.
Greta Thunberg
Dann ging es schnell: Reporter*innen wurden aufmerksam, Greenpeace wurde aufmerksam und in wenigen Wochen war eine Bewegung entstanden, die um die Welt ging: Fridays for Future wird sie genannt.
The step from one to two is the hardest step and once you have taken that step you are not far from creating a movement
Greta Thunberg
Gesicht des Klimaschutzaktivismus
In den letzten zwei Jahren ist Greta Thunberg das Gesicht des Klimaschutzaktivismus geworden. Sie ist um die Welt gereist (ohne Flugzeug versteht sich), hat vor der UN-Klimakonferenz, dem Weltwirtschaftsforum Davos, dem UN-Klimagipfel gesprochen und zahlreiche Staats- und Regierungschef*innen kennengelernt. Was sie ihnen zu sagen hatte, war durchaus moralisch:
You say you understand the science, but I don’t believe you. Because if you did and then you continue to act as you do, that would mean you’re evil. And I don’t believe that.
Greta Thunberg auf dem UN-Klimagipfel
Das sitzt in einer Welt der Lippenbekenntnisse. Gegen leere Worte von Politiker*innen wehrt sie sich besonders. Auf ihren Streiks in Schweden berichtet sie von ihren Reisen: Überall auf der Welt schaue es mehr oder weniger gleich aus. Die Klimakrise wird von den Verantwortlichen ignoriert, obwohl die Fakten klar sind.
We don’t want to hear one more politician say that this is important but afterwards do nothing to change it. We don’t want more empty words from people pretending to take our future seriously.
ruft sie ihren mitstreitenden Kolleg*innen auf einem Klimastreik in Schweden zu.
Der Weg zur Veränderung
Die Klimakrise ist in ihren Augen gelöst. Wir haben die Technologie, das Wissen und die Mittel, um eine Veränderung zu bewirken. "All we have to do is to wake up and change”, sagt Greta in der Rede bei der “Declaration of Rebellion” in London 2018.
Dafür braucht es in ihren Augen keine besondere Kraft oder Stärke. Über sich selbst sagt sie: “I’m very tiny and I am very emotional, and that is not something people usually associate with strength. I think weakness, in a way, can be also needed because we don’t have to be the loudest, we don’t have to take up the most amount of space, and we don’t have to earn the most money...”
Text: Andrea Schwarzmann
We need to care about each other more.
Greta Thunberg
Images © Jack Davison for Rolling Stone © Von Anders Hellberg - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=77270098 , © https://www.swr.de/swr2/wissen/av-o1155422-100.html
Quelle: Rodrick, Steven: Greta’s World. 26.03.2020. In: https://www.rollingstone.com/politics/politics-features/greta-thunberg-climate-crisis-cover-965949/?fbclid=IwAR1QKGFZKr--NJq_T6aQPY_2colKYjFI_S2yD5U8LUkLc8tBSmD2qc6ncLA